12.Tag: Irmelshausen – Haig 116km / Ein kurzer Tag heute der es trotzdem in sich hatte. Stetiges rauf und runter mit ein paar knackigen Steigungen war an der Tagesordnung. Dazu noch die Quelle der Saale gesehen und von einem Traktor den Weg aufbereitet bekommen- Ich kann es gar nicht glauben den zweiten Tag hintereinander Sonnenschein über den ganzen Tag. Ist ja fast schon kitschig. Naja hoffentlich hält es einigermaßen das Wetter. Der heutige Tagesroute brachte mich durch viele Orte, ohne Nennenswerte Highlights. Vielleicht zu erwähnen die Stadt Neustadt bei Coburg. Hier steht die „Gebrannte Brücke“! Sie war am 1.Juli 1990 der Ort wo die Abschaffung der Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze durch die beiden Innenminister Peter Michael Diestel (DDR) und Wolfgang Schäuble (BRD). Bereits am 12. November 1989 wurde hier um 4.48 Uhr die Landesgrenze zwischen Bayern und Thüringen geöffnet und die Sperranlagen durch die Feuerwehr beseitigt. Ist schon sehr umfassend was damals alles passiert ist und jeder Ort kann seine eigene Geschichte erzählen.
So auch in Streufdorf. Hier fand der einzige offene Widerstand vor dem 17 Juni 1953 statt. Die Streufdorfer wehren sich mit Händen und Füßen, mit Äxten, Sensen und Mistgabeln. Einige parken ihre Heuwender mitten auf der Hauptstraße, andere errichten Barrikaden aus Holzscheiten und Wurzelstöcken. Wutentbrannt spannen Bürger des 1200-Seelen-Dorfs Stricke quer über die Fahrspur. Sie bilden Menschenketten, bewerfen die Volkspolizisten mit Steinen und Aststücken. Die Glocken im südthüringischen Streufdorf läuten Sturm an diesem 5. Juni 1952, Hunderte sind auf den Beinen, um sich der Staatsmacht in den Weg zu stellen und den Abtransport der Mitbürger zu stoppen. David gegen Goliath, Streufdorf gegen Staatssicherheitsdienst. Mehrere Stunden währte der Aufstand, zweimal forderte die Volkspolizei Verstärkung an. Am Ende siegte die Brutalität.
Wenn man das alles liest dann ist es kaum vorstellbar und doch war es nach dem Krieg bis 1989 bitter Realität.